Auf Tauchstation unter karibischer Sonne

Vor drei Jahren hat es Maren Weis aus Waldkatzenbach im Odenwald auf die Karibikinsel Curaçao verschlagen. Die 38-Jährige baut sich dort als Basisleiterin einer Tauchschule ein neues Leben auf.

Von Daniel Waldschik

In ihrer rechten Hand hält Maren Weis einen schwarzen Tauchcomputer, mit ihrem linken Zeigefinger tippt sie auf eine Spalte in einem kleinen unscheinbaren Heftchen. „Hier trägst du die Tauchtiefe ein, 17 Meter, dort die Tauchzeit, 45 Minuten.“ Thomas Gieß aus Schmitten im Taunus notiert die Daten in sein Tauchlogbuch. Der 52-Jährige hat bei Maren gerade seinen Tauchschein erfolgreich abgeschlossen. Hier auf Curaçao können besonders Tauchanfänger leicht Erfahrung unter Wasser sammeln. Seit nun drei Jahren ist die Geburtsstätte des blauen Likörs, der hierzulande gerne mit Orangensaft gemixt wird, Marens neues Zuhause.

Keine Statussymbole nötig

Was die 38-Jährige Odenwälderin in ihrer neuen Heimat außer Familie und Freunden am meisten vermisst: „Schnee“, sagt Maren. An mehr fehle es ihr nicht. „Hier brauchst du keine Statussymbole wie ein dickes Auto oder großen Fernseher.“ Zum Glücklichsein benötige sie ohnehin nicht viel. Die pralle Sonne genießen und Spaziergänge am Strand sind wegen ihrer harten Arbeit als Basisleitung einer deutschsprachigen Tauchschule zwar rar. „Trotzdem ist mein Leben im Vergleich zu früher viel aktiver, spontaner und entspannter geworden.“ Ihr letzter Besuch am Fuße des Katzenbuckels liegt zwei Jahre zurück.

„Irgendwann Mitte 2016, relativ spontan“, sagt Maren, habe sie die alte Heimat Waldkatzenbach in Richtung Niederländische Antillen verlassen. „Es war Zeit für eine neue Herausforderung.“ Bevor sie auf die Insel kam, arbeitete Maren im Vertrieb eines Unternehmens für Atemluftkompressoren und Gasmischtechnik in Mossautal. Nebenbei führte sie eine Feierabendtauchschule.

Perfekt ausgebildet

Maren taucht seit 13 Jahren. Rund 3.000 Tauchgänge habe sie seither schon gemacht. Sie ist zertifizierte Tauchlehrerin für drei Tauchverbände, hat außerdem eine technische Tauchausbildung. Weil sie in der Tauchszene sehr gut vernetzt ist, seien immer wieder lockere Anfragen gekommen, ob sie nicht eine Tauchbasis im Ausland leiten wolle. Alles unverbindlich, vieles nur so dahingesagt. Bis es irgendwann konkret wurde. Der Inhaber der Tauchbasis habe eine zuverlässige Mitarbeiterin gesucht. Auf der Wassersportmesse Boot in Düsseldorf habe man dann intensive Gespräche geführt – „Dann ging alles sehr schnell.“

Ihr Arbeitstag in der Tauchbasis beginnt um neun Uhr. Von ihrem Zuhause in Souax in Curaçaos Hauptstadt Willemstad, wo sie seit April mit ihrem Lebensgefährten wohnt, sind es rund 35 Kilometer zur Tauchstation am Westende. Was auf der täglichen Todo-Liste steht: „Basis öffnen, Shop herrichten, die Wasserbecken zum Auswaschen der Tauchausrüstung säubern und füllen, den Gästen Insidertipps zu den mehr als 60 Tauchplätzen geben oder Sehenswürdigkeiten und Ausflugsziele für tauchfreie Tage empfehlen“, berichtet Maren über ihre straffen Tagesabläufe. „Vormittags und nachmittags stehen begleitete Tauchgänge und Ausbildungskurse auf dem Plan, dazu noch die Buchhaltung sowie die Pflege und Instandhaltung des Tauchequipments.“ Wenn es einmal sein muss, greift sie nach Feierabend noch einmal zum Hammer und zimmert eine neue Sitzgarnitur oder bemalt mit viel Liebe zum Detail Steine mit freundlich bunten Farben, die Hotel- und Tauchgäste zu einer positiven Bewertung im Internet animieren sollen. Als Basisleitung ist Maren Mädchen für alles. Nur sonntags hat sie frei.

Zeit, die sie mit ihrem Freund am liebsten mit Inselerkundungen oder an den deutlich ruhigeren Stränden im Westen der Insel verbringt, „am Playa Grandi wegen der Schildkröten oder Playa Kalki mit dem karibisch schönen weißen Sandstrand.“ Klingt nach traumhaften Aussichten und einer sonnigen Zukunft. Nur auf Schnee kann sie hier lange warten!“

Info Curaçao: Nicht nur für Taucher ideal

Etwa 18.500 Deutsche haben laut Curaçao Tourist Board im vergangenen Jahr die Insel besucht. Die Traumdestination mit ihrer bis weit über das Goldene Zeitalter der Piraterie reichenden Historie, den unzähligen feinen Sandstränden und mehr als 60 unberührten Tauchspots bietet Besuchern ein ganzjährig gleichbleibendes trockenes Klima mit Temperaturen um die 30 Grad Celsius. Grund dafür ist die Lage nahe des Äquators, die Curaçao den Status eines Ganzjahresziels verleiht. Da die Insel außerhalb des Hurrikan-Gürtels liegt, bleibt sie in der Regel von Wirbelstürmen verschont. Regen fällt nur wenig. Ein weiterer Pluspunkt im Vergleich zu anderen Reisezielen in der Karibik ist die Sicherheit für Reisende. Ob mit dem Mietwagen oder zu Fuß unterwegs: anders als in der Dominikanisches Republik oder auf Jamaika können sich Touristen hier ohne Unbehagen bewegen.

Besonders wer mit Babys oder jungen Kindern verreisen möchte, findet sich dort sehr gut aufgehoben, zumal die Verfügbarkeit von Lebensmitteln und Bedarfsgegenständen für den Nachwuchs wie Windeln oder Babybreie sowie die medizinische Versorgung aufgrund des niederländischen Einflusses nahezu optimal gedeckt sind.

Am einfachsten nach Curaçao kommen Reisende mit der niederländischen Fluggesellschaft KLM. Flüge gehen täglich ab Amsterdam. Die Flugdauer beträgt etwa 9,5 Stunden. Wer ab Frankfurt oder Stuttgart fliegt, muss zusätzlich rund eine Stunde Flugzeit plus Umsteigezeit am Flughafen in Amsterdam einplanen.

Insidertipp: Ein sportliches Bonbon bietet Curaçao in jedem November mit dem KLM Marathon allen Läufern, die gerne mal einen Halbmarathon oder die volle 42-Kilometer-Distanz laufen wollen. Kürze Strecken bis zehn Kilometer sind selbstverständlich auch möglich.

(erschienen online in der RNZ am 25. August 2019)