RTL und Co. suchen wieder

Von sensiblen Schweinebauern, romantischen Rinderwirten und herzlichen Hessen…

Danke, RTL – ab Herbst hat mein langweiliges Leben endlich wieder einen Sinn! „Bauer sucht Frau“ kommt zurück. Insgesamt 13 Hornochsen und eine Stute versucht der Kölner Privatsender auf dem Rindviehmarkt der einsamen Herzen loszuwerden. Die Vorstellung der Liebe-suchenden Landwirte flimmerte am vergangenen Montag über die Mattscheibe. Sensibler Schweinebauer, romantischer Rinderwirt, herzlicher Hesse – Alliterations-Queen Inka Bause hat wieder all die alleingelassenen Seelen am Start, mit denen bislang niemand verwandt sein wollte.

Das Gute am RTL-Format: Die Bauern werden nicht ins Ausland geschickt, um sich ihre Liebes-Gespielinnen suchen zu müssen. Wenn der rollige Rammler schnaxeln will, dann nämlich bitte schön auf dem heimischen Heuboden. Pimpern und pöbeln in Thailand gibt’s dafür auf RTL 2. Wer erinnert sich nicht gern zurück an die „Villa Germania“? Notgeile und gerne auch mal  rassistische Rentner verprassen ihre Kohle in einem billigen Puff, der am Jomtien Beach in Pattaya als Wohnanlage getarnt ist, halten sich zur Befriedigung ihrer schrumpeligen Fleischeslust gleich mehrere junge Thailänderinnen, die alle ihre Enkelinnen hätten sein können, und die eigene Ehefrau, die inzwischen zur Drittfrau degradiert wurde, steht nebendran und grinst peinlich berührt in die Kamera.

Elvis – der Coolste aller Deppen

Mich persönlich fesselte ja die Sendung „Traumfrau gesucht“. Da hab’ ich zwei Lieblinge. Zum einen den Coolsten aller Deppen, die sich vor laufender Kamera zum Affen machen: Wodkaliebhaber Elvis aus Braunschweig. Dabei hat der übergewichtige Hartz-IV-Empfänger durchaus optisches Potential. Wie er sich immer wieder bildhübsche Mädels vergrault? Zu einem perfekten Date gibt’s bei Elvis kein romantisches Candle-Light-Dinner. Nix da. Ab ins nächste Kiosk, ’ne Pulle Billigfusel und Energy Drinks kaufen, auf der nächsten Parkbank das Handtuch mit dem Bild einer dickbrüstigen Tussi im Bikini ausbreiten – und Schluck für Schluck die von der Partnervermittlung aufgegabelte „Alte“ gefügig machen. Pech für ihn, dass die Frauen aus der Ukraine oder Russland extrem so gar nicht auf Trinker stehen – solche Typen gibt’s in ihrer Heimat genug.

Der andere, der mir bei „Traumfrau gesucht“ ans Herz gewachsen ist, ist Walther. Der angeblich 50-jährige Berliner ist immer für eine Ekelattacke zu haben. Um das Herz seiner Traumfrau zu gewinnen, lässt er einiges springen. Er verschenkt teure Kleider, dazu die passenden Strapse, Handtasche und High-Heels – hat ein bisschen was vom Freier, der bei seiner Stamm-Nutte sein Lieblings-Rollenspiel bestellt. Was man Walther nicht vorwerfen kann, ist ein ungepflegter Kleidungsstil. Da lugt keine schwitzende Wampe halb unterm T-Shirt hervor. Nein. Walther liebt es stilvoll, trägt Anzug und Krawatte – die ist, wie er sagt, nämlich „der Lippenstift des Mannes“. Lippenstift können sich die Frauen, die Walther treffen wollen, übrigens sparen. Den schlotzt Walther einfach weg. Begrüßungs-Bussi auf die Wange is’ so was von vorgestern. Und weil Walther keine Zeit verlieren will, hängt er seinen feuchten Riesenlappen der Dame seiner Lendenlust eben sofort ins Gesicht. Lieber Gott, ich bete ja sonst nie. Aber bitte, biiiiitttttteeeeeee, schenk mir schleunigst eine dritte Staffel!!!

Schrottplatz der Menschenwürde

Zum Glück lässt sich die Zeit ja mit anderen Sendern überbrücken, die sich ebenfalls solcher dämlichen Trash-Formate verschrieben haben. Am Sonntag läuft auf Sat1 die neue Staffel der Kuppelshow „Auf Brautschau im Ausland“ an. Willkommen auf dem Schrottplatz zerschmetterter Menschenwürde. Oder wie will man es erklären, dass sich die Kandidaten freiwillig vor laufender Kamera am Nasenring durch die Manege führen lassen? Mit dabei: Alle die, die schon in der vorigen Staffel und ähnlichen Sendungen für Fremdschäm-Orgien bei den Zuschauern sorgten. Etwa der proppere Vollpfosten Andreas, der seinen Asia-Schnecken in Staffel 1 selbstgebastelte Kastanien-Männchen geschenkt hatte – wie aufmerksam, weil es doch in Thailand und auf den Philippinen keine Kastanienbäume gibt. Süüüüüß. Ein ganz ein Netter ist auch der schüchterne Schiffschaukelbremser Bernd. Wurde scheinbar nix aus ihm und der sexy Slowakin Renata. Als sie in Staffel 1 die heruntergekommene Bruchbude, – ’tschuldigung, das idyllische Bauernhaus im tiefsten Thüringen –, zum ersten Mal betrat, wäre der blonden Schönheit aus Bratislava vor Schreck fast das Silikon geplatzt. Den Schimmel, von dem Hobby-Reiter Bernd beim Pappbecher Tetra-Pak-Weinplörre so geschwärmt hat, hat sich das schnuckelige Naivchen halt irgendwie anders vorgestellt. Für jede Menge „Hand vors Gesicht schlagen“ beim Publikum wird auch Esoterik-Freak Heiko wieder sorgen. Das milchbübige Muttersöhnchen mit dem Sockenschuss lässt diesmal aber hoffentlich seine schrullige Mami daheim, wenn’s zur Fleischbeschau in den Ostblock geht. Wohin auch sonst? Die Flugkosten in Länder, in denen die Frauen emanzipiert genug sind und nie nie nie nie nie mit solchen Typen etwas unternehmen würden (nicht mal einen Besuch in ’ner Kläranlage!), kann man sich getrost sparen.

Unverschämt

Wer jetzt denkt, dass das ganz schön unverschämt ist, hat recht. Meine Zurückhaltung haben die werten Herren, die mit freundlicher Unterstützung von RTL, Sat1 und Co. ihrem primitiven Weibs-Bild nachhecheln, aber auch einfach nicht verdient. Sicher! Nicht jeder Kandidat sieht die Frauen als Herd-Heimchen und Sexsklavin. Mancher RTL-Bauer braucht statt Amors Pfeil eben einfach mal ’nen Tritt in den Hintern, der ihn in Richtung Herzensglück schubst. Deswegen gönn’ ich denen auch jede einzelne Zeile, die in ihrer Liebes-Post steht.

Wenn ich noch mal drüber nachdenke: Vielleicht muss ich doch noch mal eine Lanze für unsere oft plumpen Herzbuben brechen: Vielleicht liegt es ja gar nicht an den Marotten der Sex und Liebe suchenden Männer, dass die keine Frau ausm Ausland abbekommen. Eigentlich wissen wir doch alle, dass es die Merkel-Politik ist, weshalb wir Deutschen nur auf wenig Gegenliebe gerade bei den Europäern stoßen.

(Daniel Waldschik, FNP-Blog vom 23.Mai 2013)

 

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